Sage Erzählt vom Küster an der Kirche zu *** |
Bei Gott, ich hab' das Erzählen satt! |
Was glaubt ihr denn? |
Es ist wahrhaftig auch zu langweilig: man erzählt und erzählt, und kommt nie wieder davon los! |
Na, meinetwegen, ich will euch noch was erzählen, aber gebt acht, es ist das letztemal. |
Ja, ihr habt also davon gesprochen, daß ein Mensch mit dem unreinen Geiste fertig werden könne. |
Gewiß, das heißt, wenn man genauer zusieht, dann merkt man dennoch, daß es in der Welt allerhand sonderbare Vorfälle gibt..... |
Indessen sagt das nicht: will einen die Teufelsmacht blenden, so tut sie es, bei Gott, sie tut es!...... |
Nun also, mein Vater hatte im ganzen vier Kinder; ich war damals noch ein Grünschnabel, und war erst elf Jahre alt.... |
Doch nein, ich war noch nicht elf Jahre alt, ich erinnere mich, wie wenn's heute wäre, daß ich einmal auf allen Vieren herumkroch und wie ein Hund zu bellen anfing, und wie da mein Vater den Kopf schüttelte und mich anschrie: »Ei, Foma, Foma! |
Es ist Zeit, daß man dich verheiratet, sonst wirst du noch so närrisch wie ein junges Maultier! |
Mein Großvater war damals noch gesund und -- mag ihm in jener Welt der Schluckauf leicht werden -- noch ziemlich gut auf den Beinen. |
Wenn der nun manchmal so...... |
Aber wozu erzähle ich euch das eigentlich? |
Der eine von euch wühlt schon seit einer Stunde im Ofen herum und sucht nach einer Kohle für seine Pfeife, und ein anderer ist in die Kammer gelaufen, um sich was zu holen.... |
Ach was! Wenn ich mich euch noch aufgedrängt hätte -- aber ihr habt ja selbst darauf bestanden..... |
Man hört entweder ordentlich zu oder gar nicht. |
Mein Vater war schon im Anfang des Frühlings in die Krim gefahren, um Tabak zu verkaufen. |
Ich kann mich nun nicht mehr daran erinnern, ob er zwei oder drei Wagen ausgerüstet hatte; aber der Tabak stand damals hoch im Preise. |
Er nahm meinen dreijährigen Bruder mit sich, um ihn frühzeitig an das Handwerk zu gewöhnen; wir dagegen: der Großvater, die Mutter, ich, ein Bruder und noch ein zweiter Bruder blieben zu Hause. |
Der Vater hatte dicht an der Landstraße ein Stück Land, das er bebaut hatte; er siedelte daher in seine Hütte auf dem Felde über, und nahm auch uns mit, um ihm die Spatzen und die Elstern von den Feldern verscheuchen zu helfen. |
Man kann nicht sagen, daß es uns gerade schlecht ging. |
Den Tag über aß man sich so sehr an Gurken, Melonen, Rüben, Zwiebeln und Erbsen voll, daß es einem zumute war, als ob einem die Hähne im Bauche krähten. |
Dazu brachte es auch noch etwas ein: manch ein Reisender zog auf der Straße vorbei, und da wollte jeder gerne eine Wassermelone oder eine Zuckermelone kosten, oder man brachte von den umliegenden Vorwerken Hühner, Eier und Truthähne herbei und tauschte sie ein. |
Das war ein schönes Leben. |
Am meisten aber freute sich der Großvater, wenn jeden Tag an die fünfzig Frachtfuhrleute vorbeigezogen kamen. |
Das sind meist Leute, die was erlebt und erfahren haben: und dann ging ein Erzählen los, daß man nur so die Ohren aufsperren mochte! |
Für den Großvater aber war das halt, so wie Knödel für einen Hungrigen. |
Manchmal stieß er auf alte Bekannte, -- denn meinen Großvater kannte jedermann, -- na, ihr könnt euchs ja wohl selbst denken, wie das ist, wenn die alten Leute zusammensitzen: dann geht's taratata und taratata, über dies und jenes, diese und jene Zeiten, da floß ihnen wohl der Mund über, wenn sie so anfingen, sich auf Anno dazumal zu besinnen. |
Einst ging der Großvater über Feld -- 's ist mir wahrhaftig, als wär's jetzt eben geschehen --; die Sonne war im Begriff unterzugehen, und Großvater war damit beschäftigt, die Blätter von den Zuckermelonen abzunehmen; er pflegte die Melonen nämlich den Tag über mit Blättern zu bedecken, damit sie nicht so in der Sonne brieten. |
»Schau, Ostap! |
sagte ich zu meinem Bruder, »da kommen Frachtfuhrleute angefahren! |
»Wo sind die Fuhrleute? |
fragte der Großvater und machte ein Zeichen auf einer großen Melone, damit sie ihm die Buben nicht gelegentlich wegäßen. |
Und in der Tat, auf der Landstraße kamen so an die sechs Wagen dahergezogen. |
Vorn schritt ein Fuhrmann mit einem angegrauten Schnurrbart. |
Er kam uns -- nun, wie soll ich sagen, -- so etwa bis auf zehn Schritte nah' und blieb dann stehen. |
»Guten Tag, Maxim! |
Sieh nur, wo Gott uns wieder zusammengeführt hat! |
Der Großvater kniff die Augen zusammen: »Ah! |
Guten Tag! |
Guten Tag! |
Woher des Wegs? |
Ist Boljatschka auch da? |
Grüß Gott, Bruder! |
Was Teufel! |
Da sind ja alle miteinander: Krutotrystschenko! |
Und Petzcherytzja, Kowelek und Stetzko! |
Grüß euch Gott! |
Haha, hoho!.... |
Und alle umarmten und küßten sich. |
Die Ochsen wurden ausgespannt und auf die Wiese getrieben, die Wagen aber blieben auf der Landstraße stehen; alle setzten sich in einen Kreis zusammen und steckten sich ihre Pfeifchen an. |
Aber da kam keiner recht zum Rauchen! |
Vor lauter Erzählen und Klatschen kam kaum ein Zug auf jeden. |
Nach dem Essen begann der Großvater, die Gäste mit Melonen zu bewirten. |
Jeder nahm eine Melone und putzte sie hübsch mit dem Messerchen ab (das waren alles gerissene Kerle, die waren weit in der Welt herumgekommen, und hatten mancherlei erfahren, daher wußten sie auch, wie man in der vornehmen Welt ißt -- man hätte sie geradezu an einen herrschaftlichen Tisch setzen können), sie putzten die Melonen also hübsch ab, bohrten mit dem Finger ein Löchelchen in sie hinein, sogen den Saft raus, zerschnitten sie in Stücke und schoben sie in den Mund. |
»Und ihr, Jungens!« rief der Großvater uns zu, »was haltet ihr Maulaffen feil? |
Tanzt doch los, ihr Hundesöhne! |
Ostap, wo ist deine Schalmei? |
Nun also, einen Kosakentanz! |
Foma, die Hände auf die Hüften! |
Recht so! |
hei, hopp! |
Ich war damals noch ein beweglicher Bursche. |
Ach ja, dieses verdammte Alter! |
Jetzt kann ich's nicht mehr so: anstatt zierliche Sprünge zu machen, stolpere ich über meine eigenen Beine. |
Lang schauten der Großvater und die Fuhrleute uns zu, und ich merkte, daß seine Beine nicht mehr ruhig bleiben wollten, gleich als ob jemand an ihnen zupfte. |
»Schau, Foma!« sagte Ostap, »der alte Knaster tritt wohl selbst noch zum Tanze an! |
Was glaubt ihr? |
Kaum hatte er das gesagt, da konnte das Großväterchen wirklich nicht mehr an sich halten! |
Der wollte den Fuhrleuten nämlich zeigen, was er konnte. » |
»Was, ihr Teufelskinder? |
tanzt man denn so? |
So tanzt man! |
rief er, sprang auf die Beine, streckte die Arme vor und stampfte mit dem Hacken auf. |
Und in der Tat, man konnte nichts dawider sagen, er tanzte wahrhaftig so gut, daß er auch mit der Hetmansfrau hätte tanzen können. |
Wir traten ein wenig zur Seite, und nun begann der alte Knasterbart seine Beine auf dem glatten Plätzchen, das sich neben dem Gurkenbeet befand, in die Luft zu werfen. |
Kaum war er jedoch bis in die Mitte des Platzes gelangt -- und wollte nun erst richtig losgehen, wie ein Wirbel mit den Füßen dahinfahren und uns ein besonderes Kunststückchen zeigen -- da wollten die Beine plötzlich nicht vom Fleck und aus war es! |
War das ein sonderbarer Teufelsspuk! |
Er fing noch einmal an, gab sich einen Schwung, kam wieder bis zur Mitte, aber wieder ging es nicht weiter! |
Tu einer, was er will -- es ging und ging nicht! |
Die Beine waren plötzlich so steif wie ein Stück Holz. » |
»So eine verteufelte Stelle, so ein Satansspuk! Da ist wohl gar der Herodes, dieser Feind des Menschengeschlechts mit im Spiel! |
Und nun gar noch diese Schmach vor den fremden Lastführern! |
Er fing aber wiederum an, und begann von neuem mit ganz kleinen Schritten im Takt herumzuhüpfen, daß es nur so eine Freude war, es mit anzusehen; aber wie er bis zur Mitte kam, ging's wieder nicht weiter, und der Tanz wollte ihm durchaus nicht gelingen! » |
»Ah, verdammter Satan! |
Daß du doch an einer faulen Melone erstickest! |
Als Kind schon sollst du krepieren, du Hundesohn! |
Mir in meinen alten Tagen noch eine solche Schmach anzutun..... |
Und in der Tat, hinter ihm lachte jemand laut auf. |
Er sah sich um, das Feld und die Fuhrleute waren verschwunden, hinter ihm, vor ihm, und zu beiden Seiten sah man nichts als flaches Land. »He.... |
da haben wir die Bescherung! |
Er begann mit den Augen zu blinzeln, der Ort kam ihm nicht unbekannt vor: auf der einen Seite lag ein Wald, und hinter dem Wald ragte eine hohe Stange empor, die bis weit in der Ferne zu sehen war. |
Was Teufel! |
Das ist ja der Taubenschlag im Gemüsegarten des Popen! |
Auch von der anderen Seite schimmerte etwas grau herüber; er sah näher hin. Es war die Scheune des Gemeindeschreibers. |
Teufel auch, wohin einen die unreine Macht forttragen kann! |
Er lief ein paarmal hin und her und im Kreise herum und entdeckte endlich einen kleinen Pfad. |
Der Mond war unsichtbar, und an seiner Stelle blinkte ein weißer Fleck durch eine Wolke. » |
»Morgen wird's sehr windig sein! |
dachte der Großvater, da leuchtete plötzlich, etwas abseits vom Wege auf einem kleinen Grabe, ein Flämmchen auf. » |
»Sieh mal an!« und der Großvater blieb stehen, stemmte die Hände in die Hüften und sah näher hin: nun war das Flämmchen erloschen, aber weiter und noch etwas weiter, da flackerte ein anderes auf. » |
»Ein Schatz! |
schrie der Großvater, »bei Gott, ich möchte alles darum geben, daß das ein Schatz ist! |
Und schon wollte er sich in die Hände spucken, um nach dem Schatz zu graben, da fiel ihm ein, daß er ja weder Schippe noch Spaten bei sich hatte. » |
»Schade, schade! |
Aber wer weiß? Vielleicht braucht man nur den Rasen wegzuräumen, und der Herzensschatz liegt gleich darunter! Na, da ist eben nichts zu machen! |
Merken wir uns wenigstens den Platz, daß wir's später nicht vergessen. |
Er nahm einen mächtigen Ast, der offenbar vom Sturm zerbrochen worden war, wälzte ihn auf das Grab, auf dem das Licht gebrannt hatte, und ging seines Weges. |
Der junge Eichenwald lichtete sich; und ein geflochtener Zaun tauchte vor ihm auf. » |
»Na also, hab' ich's nicht gleich gesagt, daß es die Trift des Popen ist! |
dachte der Großvater, »da ist ja auch sein Zaun. |
Jetzt ist's keine ganze Werst mehr bis zu meinem Melonenfeld. |
Er kam aber erst spät am Abend heim und wollte nicht einmal von den Klößen kosten. |
Er weckte meinen Bruder Ostap, fragte nur, ob die Fuhrleute schon lange fort seien, und wickelte sich dann in seinen Schafspelz. |
Mein Bruder wollte ihn ausfragen. » |
»Wo haben dich denn heute die Teufel hingebracht, Großvater? |
begann er. »Frage nicht,« sagte dieser, sich noch fester in seinen Pelz hüllend, »frage nicht, Ostap, vom vielen Fragen kriegt man graue Haare! |
Und er fing so an zu schnarchen, daß die Sperlinge, die sich im Melonenfelde niedergelassen hatten, vor Schreck in die Luft aufflogen. |
Aber in Wahrheit schlief er gar nicht! |
Es ist nicht zu sagen, was das für eine schlaue Bestie war -- Gott hab ihn selig -- aber er verstand es vorzüglich, sich mit allem abzufinden. |
Manchmal konnt' er einem ein Liedchen singen, daß man sich nur so in die Lippen biß. |
Kaum aber brach der nächste Tag an, und kaum begann es im Felde zu dämmern, da zog der Großvater seinen Kittel an, legte den Gürtel um, nahm einen Spaten und eine Schaufel unter den Arm, setzte die Mütze auf, trank einen Krug Brotkwas, wischte sich die Lippen mit dem Rockschoß und ging geradewegs in des Popen Gemüsegarten. |
Er war schon am Zaun und an dem niedrigen Eichenwäldchen vorbei. |
Da schlängelte sich zwischen den Bäumen ein Pfad hin, der gerad ins Feld führte; offenbar derselbe, den er gestern entdeckt hatte. |
Er betrat das Feld -- es war dieselbe Stelle, wo er gestern gewesen war. Da ragte auch der Taubenschlag in die Höhe, aber die Scheune war nicht zu sehen. » |
»Nein, das ist nicht der rechte Ort. |
Der liegt also etwas weiter; ich muß offenbar umkehren und auf die Scheune zugehen! |
Er kehrte also um, und ging auf einem andern Wege weiter: jetzt war die Scheune zu sehen, aber nun war der Taubenschlag fort! |
Er kehrte also wieder um und näherte sich dem Taubenschlag, doch nun war wieder die Scheune verschwunden. |
Und nun begann, wie zu Fleiß, noch ein Regen herunterzurieseln. |
Er lief wieder nach der Scheune -- aber der Taubenschlag war fort; oder zum Taubenschlag -- dann war die Scheune fort. |
»Verfluchter Satan, daß du es nie mehr erlebtest, deine Kinder zu sehen! |
Der Regen aber rauschte in Strömen herab. |
Der Großvater zog sich die neuen Stiefel aus, wickelte sie in ein Tüchlein ein, damit sie sich nicht vor Nässe zusammenzögen und gab Fersengeld wie ein herrschaftlicher Renner. |
Er kroch, ganz durchnäßt bis auf die Knochen, in die Hütte, bedeckte sich mit dem Schafspelz und begann etwas durch die Zähne zu murmeln und den Teufel mit so lieblichen Worten zu traktieren, wie ich sie mein Lebtag noch nicht gehört habe. |
Ich gestehe, ich wäre ganz rot geworden, wenn so etwas am helllichten Tage geschehen wäre. |
Am anderen Morgen erwache ich und sehe: der Großvater zieht auf dem Felde umher, als ob nichts geschehen wäre und bedeckt die Wassermelonen mit Blättern von Kletten. |
Beim Essen wurde der Alte erst wieder gesprächig und begann meinen jüngeren Bruder damit zu schrecken, daß er ihn gegen ein Paar Hühner umtauschen werde wie eine Wassermelone; nach Tisch schnitt er sich selbst eine Flöte aus Holz und fing an, auf ihr zu blasen; dann gab er uns eine Melone zum spielen, die ganz zusammengeschrumpft war wie eine Schlange, und die er eine türkische Melone nannte. |
Ich habe nie wieder eine solche Melone gesehen; er hatte den Samen von weit her gesandt bekommen. |
Abends, nach dem man gevespert hatte, ging der Großvater mit dem Spaten ins Feld, um ein neues Beet für die späten Kürbisse zu graben. |
Wie er nun an der behexten Stelle vorüberkam, da konnte er nicht an sich halten und murmelte durch die Zähne: »Verfluchter Ort! |
er trat in die Mitte des Platzes, wo er tags zuvor nicht hatte zu Ende tanzen können, und schlug wütend mit dem Spaten auf die Erde. |
Da lag plötzlich wieder dasselbe Feld vor ihm: auf der einen Seite ragte der Taubenschlag empor, auf der anderen stand die Scheune. » |
»Noch gut, daß ich so klug war, einen Spaten mitzunehmen,« dachte er: »Da ist auch der Pfad, da ist das Grab, und da liegt noch der Ast! |
Sieh, da brennt ja auch das Flämmchen! |
Daß ich mich nur nicht irre! |
Leise lief er herzu, hob den Spaten in die Höhe, als ob er einem Eber, der sich bis ins Feld verirrt hatte, einen Schlag versetzen wollte, und blieb vor dem Grabe stehen. |
Das Flämmchen war erloschen und auf dem Grabe lag ein mit Gras bewachsener Stein. » |
»Diesen Stein muß ich heben! |
dachte der Großvater und begann rings um ihn herum die Erde aufzugraben. |
Der verfluchte Stein war verdammt groß! |
Doch, nun stemmte er die Füße fest gegen die Erde und stieß ihn vom Grabe herab. » |
»Bums --! |
dröhnte es weit durch's Tal. » |
»Nun sind wir dich los! |
Jetzt wird die Arbeit schneller gehen! |
dachte der Großvater. Und der Alte machte ein wenig Halt, holte seinen Tabaksbeutel hervor, schüttete sich etwas Tabak auf die Faust und wollte ihn an die Nase bringen, als plötzlich über seinem Kopfe ein »Pschü! |
ertönte und jemand so laut nieste, daß die Bäume zu schwanken begannen und das ganze Gesicht des Großvaters bespritzt wurde. » |
»Du könntest dich doch auch abwenden, wenn du niesen willst! |
rief der Großvater und rieb sich die Augen. |
Er sah sich um, aber es war niemand da. » |
»Der Teufel liebt wohl den Tabak nicht! |
fuhr er fort, steckte den Beutel wieder in die Brust und nahm den Spaten wieder in die Hand. » |
»Er ist wirklich dumm genug dazu! Solch einen Tabak hat weder sein Großvater noch sein Vater je geschnupft!« Und er begann zu graben. |
Die Erde war weich, und der Spaten versank nur so in ihr. |
Jetzt klirrte etwas. |
Er schaufelte die Erde weg und erblickte einen Kessel. |
»Ah, Täubchen, hier also bist du! |
rief der Großvater und schob den Spaten unter den Kessel. |
»Ah, Täubchen, hier also bist du! |
piepte ein Vogel und pickte auf den Kessel. |
Der Großvater wich zur Seite und ließ den Spaten fallen. |
»Ah, Täubchen, hier also bist du! |
blökte ein Hammelkopf von einem Baumwipfel herab. |
»Ah, Täubchen, hier also bist du! |
brüllte ein Bär, seine Schnauze hinter dem Baum hervorschiebend. |
Den Großvater überlief es kalt. » |
»Hier hat man ja rein Angst, noch ein Wort zu sagen«, brummte er vor sich bin. |
»Hat man ja rein Angst, ein Wort zu sagen! |
piepte der Vogelschnabel. |
»Angst, ein Wort zu sagen! |
blökte der Hammelkopf. |
»Wort zu sagen! |
brüllte der Bär. |
»Hm..... |
machte der Großvater, und schrak zusammen. |
»Hm! |
piepte der Vogel. |
»Hm! |
blökte der Hammelkopf. |
»Hum! |
brüllte der Bär. |
Voll Angst blickte der Großvater um sich: O Gott, was für eine Nacht! |
Weder Mond, noch Sterne; und ringsumher nichts wie Schluchten; ihm zu Füßen lag ein schier bodenloser Abgrund, ihm zu Häupten hing ein Fels herab, der gerade auf ihn herunterstürzen wollte! |
Und es deuchte den Großvater, als blinzelte ihn hinter dem Felsen eine Fratze an: Hu! |
Hu! |
Die hatte eine Nase wie der große Blasebalg in der Schmiede; die Nüstern waren so groß, daß man einen Eimer Wasser in jede hinein gießen konnte, und zwei Lippen hatte sie, bei Gott, rein wie zwei Holzklötze! |
Die roten Augen glotzten nach oben und dazu steckte sie noch die Zunge heraus und bläkte ihn an! » |
»Hol dich der Teufel! |
rief da der Großvater und warf den Kessel hin. » |
»Da hast du deinen Schatz! |
Solch eine widerwärtige Fratze! |
Und schon wollte er Reißaus nehmen, aber da sah er sich um, und siehe da, es war alles wie früher. » |
»Der Satan will mich nur schrecken!« dachte er sich. |
Er ging wieder daran, den Kessel auszugraben -- doch nein, er war zu schwer! |
Was war da zu machen? |
Er konnte ihn doch nicht etwa da lassen! |
So nahm er denn alle Kraft zusammen und packte ihn mit beiden Händen: »Nun also, eins -- zwei, drei! |
und er hatte ihn emporgehoben. » |
»So, jetzt nehmen wir mal erst eine Prise! |
dachte er sich. |
Er holte den Tabaksbeutel hervor. Zuerst aber sah er sich um, ob auch niemand da war. Nein, es war niemand da, so schien es wenigstens! Aber auf einmal kam es ihm so vor, als ob der Baumstamm ihn anfauchte und sich aufblies, zwei Ohren traten hervor, ein Paar rote Augen quollen heraus, die Nüstern bliesen sich auf und eine Nase zog sich kraus, als wollte sie niesen. »Nein, ich will lieber doch nicht schnupfen! |
dachte der Großvater und steckte den Tabak wieder ein. »Sonst spuckt mir der Satan wieder in die Augen! |
Er ergriff also schnell den Kessel und begann aus allen Leibeskräften zu laufen, da fühlte er, wie ihm von hinten jemand wie mit Ruten auf die Beine schlug...... » |
»O je, o je! |
schrie der Großvater und rannte weiter, als ob er nicht gescheit wäre; erst als er an des Popen Gemüsegarten vorbeikam, schöpfte er wieder ein wenig Atem. |
»Wo mag nur der Großvater geblieben sein? |
dachten wir, nachdem wir drei Stunden auf ihn gewartet hatten. |
Die Mutter war schon längst vom Vorwerk zurückgekommen und hatte einen Topf mit heißen Klößen mitgebracht. |
Der Großvater aber kam und kam nicht! |
Wir setzten uns also allein hin, um zu vespern. |
Nach dem Abendessen wusch die Mutter den Topf und suchte mit den Augen nach einer Stelle, wo sie das Spülicht ausgießen konnte; denn ringsum gab es nichts als Beete, da sieht sie auf einmal, wie ihr eine Tonne entgegengerollt kommt. |
Es war ziemlich dunkel. |
Sicherlich hatte sich jemand von den Burschen mutwillig hinter die Tonne gesteckt und schob sie vor sich hin. » |
»Ei, da kann ich ja das Spülicht in die Tonne gießen,« sagte sie und goß das heiße Spülicht hinein. |
»O weh! |
schrie da eine tiefe Baßstimme auf. Sieh da. |
Es war der Großvater! |
Ja, wer konnte denn das wissen! |
Bei Gott, wir dachten einfach, ein Faß käme herangerollt! |
Offen gestanden, wenn's auch eine Sünde ist, aber es war wirklich furchtbar komisch, als der graue Kopf des Großvaters ganz von Spülicht triefend und mit Melonenschalen behängt hervorschaute. |
»So ein Teufelsweib! |
rief der Großvater und wischte sich den Kopf mit dem Rockschoß ab. » |
»Wie die mich verbrüht hat, rein wie ein Schwein vor Weihnachten! |
Na, Jungens, jetzt sollt ihr aber Bretzeln bekommen. |
Ihr sollt nur in goldenen Schupans herumlaufen, ihr Hundesöhne. |
Seht her! Seht, was ich euch mitgebracht habe! |
rief der Großvater und deckte den Kessel auf. |
Und was glaubt ihr wohl, was drin war? |
Überlegt's euch wohl, hört ihr -- ihr denkt wohl: Gold? |
Aber das ist's ja eben, daß es kein Gold war: Mist, Unrat und sowas...... |
Es ist eine Schande zu sagen, was alles da drin war. |
Der Großvater spuckte aus, warf den Kessel hin und wusch sich die Hände. |
Und seit der Zeit beschwor uns der Großvater, niemals dem Teufel zu trauen. » |
»Denkt lieber gar nicht dran! |
sagte er oft zu uns. »Alles, was der Feind Jesu Christi spricht, hat er erlogen, dieser Hundesohn! |
Der hat auch nicht für einen Deut Wahrheitsliebe! |
Und kaum vernahm der Alte, daß es irgendwo rumore, so rief er uns schon zu: »Schnell Kinder, machen wir ein Kreuz darüber! |
So, so, so geschieht's ihm recht! |
Tüchtig soll er's kriegen! |
und dann legte er los mit dem Kreuzschlagen. |
Jenen verhexten Ort aber, an dem er nicht zu Ende tanzen konnte, ließ er umzäunen und ließ von da ab alles, was man nicht brauchen konnte, also den ganzen Schutt und Unrat, den er auf dem Felde ausgrub, dort hinwerfen. |
So also foppte des Satans Macht den Menschen! |
Ich kenne diesen Ort sehr gut: später haben ein paar Kosaken aus der Nachbarschaft ihn von meinem Vater gepachtet, um ihn zu bebauen. |
Der Boden ist prachtvoll, und die Ernte war immer ganz herrlich; aber von einem behexten Orte kann ja nie Gutes kommen. |
Man sät etwas, was man braucht, dann aber geht etwas auf, wovon nur der Teufel weiß, was es ist: Es ist kein Kürbis, keine Melone und auch keine Gurke...... |
Weiß der Teufel, was es ist. |